»Mom meinte, wir dürfen alles kaufen, es muss nur aus diesem Laden sein«, sagt Reagan und wirft mit einem verschmitzten Lächeln den hellbraunen Pferdeschwanz über die Schulter. »Das wird sie noch bereuen. Abgesehen davon hat mein Vater gerade einen Haufen Kohle an der Börse gescheffelt. Was glaubst du, warum meine Eltern plötzlich beschlossen haben, in die Schweiz zu fliegen? Ein paar Rucksäcke können sie locker verschmerzen.«
»Im Wagen liegen schon vier«, gebe ich zu bedenken.
[...] »Ich dachte, wir machen Glamping«, wende ich ein. »Deine Mutter hat meiner Mutter erzählt, für Zelte und Mahlzeiten sei gesorgt.«
Reagan schiebt den Wagen in eine Nische mit Outdoor-Klamotten. »Das stimmt, ich war letztes Jahr an meinem sechzehnten Geburtstag dort. Und die Jurten dort sind echt nice.«
»Joghurt?«
»Jurte«, wiederholt sie besonders deutlich und tut, als wolle sie mit den Zähnen nach meiner Nase schnappen. »Das sind riesige runde Zelte, in denen man eine fette Party feiern könnte. Wie dem auch sei, die Zelte heute kaufen wir nur für unseren Ausflug in die Wildnis.«
Das verheißt nichts Gutes. »Davon weiß ich noch gar nichts.«
»Wir laufen bloß ein bisschen, Zorie. Das schafft jeder.«
[...] »Du hast vor, in der Wildnis zu zelten? Zwischen wilden Tieren und so?«
»Im King’s Forest gibt es zig Zeltplätze. Bestimmt übernachten wir auf einem davon«, versichert sie mir. »Das nehme ich zumindest an. Ich habe bloß gehört, dass unser Ziel ein paar Stunden Fußweg von dem Glampingplatz entfernt ist. Irgendwelche durchschnittlichen Pseudo-Wanderer aus dem Silicon Valley kennen es natürlich nicht. Wir werden abseits der üblichen Trampelpfade laufen, Schätzchen.«
Das klingt ungut.
»Wir können so viel Krach machen, wie wir wollen, ohne dass uns ein Ranger ermahnt, leiser zu sein«, verkündet Reagan lauthals. »Die Leute von dem Glampingplatz sind nett, aber sie kennen meine Eltern. Bei ihnen können wir nicht richtig eskalieren, verstehst du? Ich kann gut darauf verzichten, dass alles brühwarm an meine Eltern weitergetragen wird. [...] Wenn wir erst mal aus dem Tourigebiet raus sind ... kommt sowieso das Beste. Nicht weit vom Glampingplatz gibt es einen fantastischen verborgenen Wasserfall im King’s Forest. Den muss man echt gesehen haben. Hast du eine Vorstellung, wie viele Leute im Internet berühmt werden, weil sie den Arsch in der Hose haben, an wirklich coole Orte zu fahren und dort Fotos zu machen?«
[...] »Wie sieht es mit einer Camping-Genehmigung im King’s Forest aus?«, erkundigt sich Lennon. »Auf Ihrer Website bieten Sie an, sie zu besorgen und beim Zelt vorbeizubringen.«
»Gegen eine Gebühr«, sagt Candy. »Wir müssen sie bei einer Station im Park abholen.«
»Buchen Sie es auf meine Kreditkarte«, sagt Reagan lässig.
Candy wirft ihr einen vernichtenden Blick zu. »Du kannst jederzeit an der Rezeption vorbeikommen und das Formular ausfüllen.«
Autsch.
© Jenn Bennett, Unter dem Zelt der Sterne. Carlsen Verlag, 2019. Übersetzung Claudia Max.