
Aus dem Englischen von Claudia Max
ab 14 Jahren | erschienen Oktober 2012, Carlsen Verlag| 384 Seiten | ISBN 978-3-551-58274-4 | Hardcover
Keywords: Mädchen, Coming-of-Age, Jugendliteratur
Inhalt: Die Sullivan-Schwestern haben ein Problem: Ihre reiche, tyrannische Großmutter fordert ein schriftliches Bekenntnis all ihrer Missetaten. Andernfalls will sie die ganze Familie enterben.
Also beichten die drei: Norrie hat sich beim Schnelllesekurs in Robbie verliebt. Der ist sieben Jahre älter als sie. Aber ist das denn so schlimm? Jane schreibt einen Blog über ihre Familie: myevilfamily.com. Aber was kann sie für ihre Vorfahren? Und Sassy glaubt, dass sie unsterblich ist. Mehrmals wird sie vom Auto angefahren, und nie passiert etwas. Aber muss jemand anders nun für ihre Unsterblichkeit bezahlen? Und darf sie so was überhaupt denken?
Drei energische, unerschrockene und ganz unterschiedliche Mädchen bekennen ihre kleinen Sünden, die vielleicht gar keine sind.
Natalie Standiford: Amazon | Rezension [en] | Rezension [de]
Online-Publikation der übersetzten Textauszüge mit freundlicher Genehmigung des Carlsen Verlags.
Publication of translated excerpts by courtesy of the Carlsen Verlag.
Auf den Spuren der Sullivan-Schwestern
Für einige Tage in Baltimore und endlich Gelegenheit, mir einige der Schauplätze aus 'Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern' von Natalie Standiford anzuschauen. Natalie ist supernett, antwortet umgehend auf meine Mail und versorgt mich mit Informationen.




Guilford, die Villengegend, in der die Sullivan-Familie lebt.
Natalie: "The neighborhood of Guilford, not far from there, is where I imagined the girls living with their parents (but their house is made up)."

Natalie: "The restaurant where Norrie and Robbie went is called Martick's. It closed long ago, but it was at 214 West Mulberry Street, downtown."
"Allmählich wurde die Gegend zweifelhaft. Wir bogen in eine dunkle Gasse ein und blieben vor einem kleinen Backsteinhaus mit rosa Tür und leuchtend blauen Fensterläden stehen. Durch das größte Fenster konnte man wegen der Buntglasscheibe nicht ins Innere sehen. Das Restaurant hatte kein Schild. [....] Robbie drückte auf die Klingel. Im Türspion erschien ein Männerauge. "Wer ist da?" "Robbie Pepper. Zwei Personen zum Abendessen?" Die Tür öffnete sich. Ein glatzköpfiger, dürrer alter Mann in Schürze musterte uns, dann ließ er uns herein. "Immer hier lang, bitte." Das Restaurant war dunkel und wurde nur von Kerzen erleuchtet. Ich strich über die gemusterte Tapete. Es war Schlangenleder. Aus den Lautsprechern kam leise ein Song von Tom Waits. [....] "Das ist Maurice", erklärte Robbie. "Dieses Lokal gehört seiner Familie seit den Zwanzigern. Früher war es ein Flüsterlokal, während der Prohibition wurde hier illegal Alkohol ausgeschenkt." Ich sah mich um. Auf einem Regal in der Ecke stand eine Sammlung seltsamer Figuren, an den Wänden waren hier und da Bronzeskulpturen befestigt." (S. 65-66)
Mehr zum Martick's und alte Fotos finden sich in diesem Link der Baltimore Sun.

"Das Gras in den Sherwood Gardens färbte sich allmählich braun und die Bäume, die die lange Auffahrt zu Deinem Anwesen säumten, verloren die ersten Blätter." (S. 73)


Natalie: "The house that inspired Almighty's mansion is a museum open to the public, and it's beautiful: Evergreen House."
"Ich liebe Deine Bibliothek. [...] Tausende von Büchern, zwei Stockwerke hoch, und durch die hohen Fenster strömt das Sonnenlicht herein und lässt die Staubkörnchen in der Luft funkeln." (S. 73)


"Wir schlenderten über den Mount Vernon Place. Aus der Peabody-Bibliothek strömten Menschen, offenbar war gerade ein Konzert vorbei. Auf dem Rand des Springbrunnens saß eine Gruppe Musikstudenten, vor ihnen standen ihre Instrumentenkoffer. Sie reichten eine Flasche in der Papiertüte herum. "Ich mag Baltimore", sagte Robbie. "Es ist so entspannt." Ich deutete auf das Walters Art Museum. "Da drüben arbeitet Daddy-o." (S. 87)




"Carmen wohnte in einem Loft in der Nähe von Fells Point. Wie sich herausstellte, waren wir überhaupt nicht zu früh. Einige Gäste tranken schon Wein in der Küche und halfen Carmen beim Salatputzen ...." (S. 88)




Natalie: "Robbie lived in Charles Village, which is near Johns Hopkins University. Charles Street, around 25th Street or so, north to University Place above 33rd Street. I don't have an exact building in mind, but my high school English teacher lived in a highrise called the Broadview, which I might have had in mind (I can't remember!) 109 West 39th St."

"An einem Novemberabend nach dem Schnellesekurs fragte mich Robbie noch mal, ob wir uns verabreden wollte. Nur wir zwei. [...] Er hat eine Einzimmerwohnung in einem alten Gebäude im Charles Village, diesem Viertel in Uninähe [...] Das Haus, in dem Robbie wohnt, ist ein heruntergekommenes Backsteingebäude, zwölf niedrige Stockwerke voller Fenster. Die Eingangshalle ist mit einem schänbigen, ziemlich ramponierten Mosaik ausgelegt, das vermutlich mal ganz hübsch aussah, allerdings muss das lange her sein. Der Aufzug ist langsam und knarrt. Ich fuhr in den siebten Stock und drückte auf Robbies Klingel. Als er die Tür öffnete, trug er eine karierte Schürze ....." (S. 115-116)




Natalie: "You should check out the Owl Bar at the Belvedere Hotel, where the debutante ball was held: 1 E. Chase Street. "
"Die Tür zum Ballsaal öffnete sich und wir marschierten zum Klang des Orchesters hinein. Ginger und ich stellten uns in die Empfangsreihe und warteten darauf, die Junggesellen beim Einzug in den Ballsaal zu grüße. Daddy-o trug seinen Zylinder und küsste mich mit feuchten Augen. Sully kniff mich in die Taille, flüsterte "Willkommen in der Hölle, Schwesterchen", und lachte los ..." (S. 155)


"Norrie wartete in der Eingangshalle auf mich. Sie lud mich zu einem der Gourmetstände im Lexington Market auf ein Krabbenbrötchen ein, um meinen ersten Tag als Nachhilfelehrerin zu feiern. Ich verspeiste es, auch wenn ich wusste, dass ich es nicht verdient hatte." (S. 307)
Natalie Standiford, Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern
Carlsen Verlag

Baltimore, 02.12.2017